Wenn dieser Text erscheint, sind die leichten fröhlichen Sommertage dieses Jahres bereits Geschichte. Vielleicht ist es schon kühl und herbstlich oder es ist noch milde und angenehm? Jahre drehen ihre Runden könnte man sagen.

Manchmal habe ich das Gefühl auch unsere Seele hat Jahreszeiten.
Manchmal ist alles luftig und leicht, fröhlich und freundlich. Manchmal sind die Gedanken und Gefühle schwerer, nachdenklicher und schattiger. Und manchmal.... da hat man eine Mordswut! Aus allerlei berechtigten und unberechtigten Gründen kann einem so richtig die Galle überlaufen und der Kragen platzen. Wut, finde ich, macht so hilflos. Könnte man seine eigene Wut aus der Ferne betrachten, würde sich vieles relativieren, vielleicht könnte man sich beruhigen, vielleicht müsste man über sich selber etwas schmunzeln oder auch den Kopf schütteln. Aber das kann man ja eben nicht gut. Wut will ihren Platz, sie ist penetrant und lässt nicht so einfach locker.

Ich habe mir was ausgedacht. Wir machen ein Spiel.
Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie sind schon etwas nervös, haben schlecht geschlafen und sich verspätet und ärgern sich über sich selber. Dann: jede Ampel steht auf Rot. Jede. Dann warten sie vor einer Baustelle eine gefühlte Ewigkeit, ein Gelangweilter spaziert handylesend über den Fussgängerstreifen und vor lauter Pressieren würgen sie das Auto beim Anfahren ab und verpassen grün. Spüren sie die Wut kommen? Dann kommt ihnen in den Sinn, dass sie das Mittagessen im laufenden Ofen vergessen haben Wenn dieser Text erscheint, sind die leichten fröhlichen Sommertage dieses Jahres bereits Geschichte. Vielleicht ist es schon kühl und herbstlich oder es ist noch milde und angenehm? Jahre drehen ihre Runden könnte man sagen. und in dem Moment läutet das Telefon. Sie sind am Fahren und können nicht rangehen und verpassen so den Anruf, dass der Termin zu dem sie grad hetzen ausfällt. Beim hektischen Abbiegen fliegt der Einkaufskorb vom Hintersitz und die Ananasjoghurts ergiessen sich in den Fussraum wo sie sich mit den Tomaten mischen... Sie dürfen die Geschichte sehr gern weiterspinnen.

Jetzt zur meiner Frage: Wer ist schuld an der Wut?
A. Die Ampeln, die Bauarbeiter, die Dummen! Alle! Sie haben sich verschworen gegen mich!
B. Das Schicksal, das Karma, alle höheren Mächte, die Regierung! Bestimmt auch die Pharmafirmen, die haben sowieso überall ihre Finger im Spiel. Trump!!!!
C. Der Ofen, der nicht genug laut klingelt, die Ofenfirmen, die wollen, dass Ofen kaputtgehen um neue zu verkaufen!
D. Das Bundesamt für Strassen mit seinem Sanierungswahn E. Alle langsam laufenden Menschen auf diesem Planeten, alle Ignoranten, alle Faulen, Alle! (erneut)
F. Das Auto
G. Die blöden Joghurts mit den schwachen Deckeln und die dummen Hersteller der dummen Deckel!
H. Die Tomaten
I. ICH?????

Und zuallerletzt: was hat es gebracht?
Ich wünsche Euch allen Gelassenheit, Humor, Freundlichkeit und Geduld mit anderen und mit sich selber.

En schöne Herbst!
Monika Ebner, Kirchgemeinderätin