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Bereitgestellt: 23.03.2023
Innehalten - Rückblick auf den Kirchensonntag vom 5.2.2023
Der etwas andere Gottesdienst von und für Laien
Innehalten, Dinge in neuem Licht sehen
...puhh, dä Gottesdienst isch itz aasträngend...! (sagt Monika, die den ganzen Gottesdienst gestresst auf dem Hometrainer strampelte und nun vom Rad gestiegen ist.)
Als Fränzi und ich diesen Gottesdienst vorbereitet haben, waren wir zuerst etwas ratlos ab diesem Thema. Innehalten, Dinge in neuem Licht sehen?? Was genau will uns das sagen? Wir haben dann beide etwas nachgedacht und sind dann eigentlich erstaunlich auf ganz ähnliche Ideen gekommen. Beide hatten wir keine Lust euch eine Predigt zu halten, das kann Knut besser. Deshalb sind wir auf die Idee gekommen, einmal etwas ziemlich anderes zu probieren. Ich hoffe unsere kleinen Theäterlis haben euch gefallen!
Ich habe eine Freundin, auch eine Ornithologin, die ist glaubensmässig ganz anders unterwegs als ich. Die macht so Sachen wie Traumreisen, das eigene Krafttier finden, Jahreszeitfeste und Naturtarotkarten legen. Ich habe sie sehr gern. Erstaunlicherweise haben wir viele Gemeinsamkeiten in der Art, wie uns Sachen ergreifen. Als wir letzten Herbst in Frankreich auf Kranichexkursion waren, waren wir beide total überwältig. Diese riesigen Kranichschwärme, diese herrlichen gewaltigen Vögel! Das Beobachten und Staunen hat uns beide total aus unserem Alltag herausgeholt, hat uns sprachlos gemacht und ergriffen. Unser kleines Leben ist total vergessen gegangen. Wir hatten beide das Gefühl, jetzt blicken wir irgendwie in eine andere Spähre. Es hat etwas von Ewigkeit, wenn man fühlt und nicht nur im Kopf weiss, seit ewigen Zeiten machen diese Vögel ihre Reise, im Herbst in den Süden, im Frühling in den Norden immer und immer und immer wieder. Angesichts dieses grossartigen Schauspiels ist es einfach, die Dinge in einem anderen Licht, von weiter weg zu sehen. Man fühlt sich erhaben, die eigenen Probleme verschwinden irgendwie und man spürt, alles ist wieder möglich.
Allerdings bin ich der Meinung es braucht nicht immer Spektakel um uns zu rühren, um uns aufzuwecken und uns einen Fingerzeig zu geben um von uns weg zu schauen, uns aus dem Alltagstrott zu holen, uns zu unterbrechen. Manchmal ist es eine Blume, die unerwartet blüht, manchmal ist es ein Mensch, der unerwartet auftaucht, manchmal ein Duft, der uns an etwas Vergangenes erinnert, eine Musik, die unser Herz berührt. Mein Glaube braucht diese magischen Momente, ich kann nicht nur mit dem Kopf glauben sondern muss mich anrühren lassen von Begegnungen mit Menschen, mit der Natur, mit Gefühlen. Ich glaube auch daran, dass uns auch unangenehme Sachen rausholen können aus unserem Trott, unseren Ideen, die manchmal festgefahren und starr sind. Wir wollen nicht immer unterbrochen werden und nachdenken, aber es tut uns doch oft sehr gut. Vielleicht werden Sie jetzt dann während die Orgel nochmal spielt darüber nachdenken was Sie heute nachmittag noch vorhaben, was die nächste Woche bringt, vielleicht haben Sie etwas Schwieriges vor, oder etwas Mühsames steht an. Wir können nicht einfach weg, alles liegen lassen und einen neuen Weg suchen. Oder, könnten wir das? Ich möchte ihnen Mut machen, sich unterbrechen zu lassen. Schauen Sie in die Natur, halten Sie die Ohren offen, seien Sie aufmerksam! Das Leben hat uns viel zu bieten an Überraschungen, an Unterbrechungen. Nehmen Sie sie wahr, lassen sie ein anderes Licht scheinen auf Dinge und Situationen, auf ihr Leben. Monika Ebner, Kirchgemeinderätin
Und weil es mir so sehr gefällt, lese ich zum Schluss noch einmal das Gebet vom Anfang des Gottesdienstes.
Das dritte Gebot.
Du sollst dich selbst unterbrechen
Zwischen Arbeit und Konsumieren
Soll Stille Sein und Freude,
zwischen Aufräumen und Vorbereiten
sollst Du es in dir singen hören
Gottes altes Lied von den sechs Tagen
Und dem einen der anders ist.
Zwischen Wegschaffen und Vorplanen
Sollst Du dich erinnern
An diesen ersten Morgen
Deinen und aller Anfang
Als die Sonne aufging
Ohne Zweck
Und du nicht berechnet wurdest
In der Zeit, die niemandem gehört
Ausser dem Ewigen.
Dorothee Sölle